Hallo meine Süssen
Ich habe euch nie erzählt, dass kurz nach unserer Hochzeit 2019 bei mir eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert wurde. Mein Körper zerstört die Blutplättchen und ich habe ein extrem hohes Risiko zu verbluten. Damit kann man aber sonst sehr gut leben, ich habe keine Schmerzen oder sonst was. Ein Unfall, eine Operation oder eben eine Geburt bergen halt mehr Risiken als bei „Gesunden“.
Bevor es weitergeht noch ein Babyfoto meines Mannes. Da sieht er unserem Baby so ähnlich! *_* Jetzt könnt ihr euch schon mal ein Bild von ihm machen. :)
Auch wenn es hier um meine Geschichte geht, die Geburt unseres Sohnes, möchte ich euch was auf den Weg geben: Lasst euch euren Kinderwunsch von niemandem ausreden! Man bekommt heutzutage nicht mehr so früh Kinder wie früher, da kann es sein, dass im Laufe des Lebens Erkrankungen diagnostiziert werden, die rein theoretisch eine Schwangerschaft oder Geburt erschweren könnten. Dafür hat die Medizin grosse Fortschritte gemacht. Auch bei einer kerngesunden Frau kann es zu Komplikationen kommen. Im Leben weiss man ja nie und darüber handelt auch dieser Blogpost.
Die ganze Schwangerschaft war für mich psychisch eine echte Herausforderung. Viele Aussagen und Spekulationen der Ärzte liessen mich verzweifeln. Wirklich geniessen konnte ich da nichts. Schade, denn ich hatte das Glück schnell schwanger zu werden und einen gesunden Jungen auszutragen.
Wegen des hohen Risikos zu verbluten erfuhr ich gegen Ende der Schwangerschaft, dass für mich nur eine natürliche Geburt ohne PDA oder ein Notkaiserschnitt in Vollnarkose in Frage kommen könnten. Zudem wurde mir immer wieder zu einer Einleitung vor dem errechneten Geburtstermin geraten. Wisst ihr was? Es wurde nichts davon. ;)
In der 39. Woche war ich im Krankenhaus, als mein Blutgerinnungswert allgemein lebensbedrohlich niedrig wurde. Ich habe mich für ein Medikament entschieden, welches mir vom Thrombosespezialisten empfohlen wurde, im Krankenhaus glaubten sie aber nicht daran, dass mein Körper darauf anschlägt. Aber siehe da, mein Wert war eine Woche nach der Infusion sogar noch über dem Mindestrichtwert! Das bedeutet, mir würden alle Optionen zur Entbindung wie einer gesunden Frau offen stehen.
Ich wollte meinem Sohn die Möglichkeit lassen, sich alleine auf den Weg zu machen. Deswegen haben wir uns auf eine Einleitung erst zwei Tage nach dem errechnetem Geburtstermin geeinigt. Einen Tag davor, hatte ich das Bedürfnis ins Krankenhaus zur Kontrolle zu gehen, auch wenn diesen Ort so ungern aufgesucht habe. Auf das Gefühl zu hören ist immer wichtig. Es wurde mir Blut abgenommen und ich bin heim gegangen. Der Muttermund war fast verstrichen und einen Zentimeter geöffnet.
Zuhause begannen dann die Wehen. Nach 14 schmerzhaften Stunden und Wellen in immer kürzeren Abständen sind wir ins Krankenhaus gefahren. Am Telefon hatte man uns gesagt, dass die Blutwerte vorliegen und deutlich abgesackt sind.
Im Krankenhaus hat man mich erst ans CTG gemacht. Herztöne des Ungeborenen waren gut und es zeichnete meine Wehen auf. Dann aber die schlechten Nachrichten: Mein Muttermund war nach all den Stunden noch unverändert. Meine Blutwerte haben sich aber innert Stunden (also im Vergleich zum Vorabend) verschlechtert und langen gerade noch im Grenzbereich um mir eine risikofreie Geburt mit allen Optionen zu ermöglichen. Also musste schnell gehandelt werden.
Nach 20 Stunden Wehen bekam ich einen Kaiserschnitt. Als ich in den Kreisssaal kam, traf ich auf meinen Mann und brach in Tränen aus. Ich hatte Angst und war zugleich so sentimental. Dann ging es in den OP, wo ich die letzte Wehe veratmen musste und dann wurde mir eine PDA gelegt. Ich war so froh, keine Vollnarkose. Ich konnte also den ersten Schrei meines Babys miterleben. Das war so schön und in diesem Moment brach ich wieder in Tränen aus.
Unser Sohn wurde uns kurz gezeigt, dann mitgenommen und mir dann einige Minuten auf die Brust gelegt. Der Arzt begann mit dem Zunähen. Dann durfte der Papa in den Kreissaal mit unserem Baby kuscheln.
Ich lag alleine da aber war sooo glücklich, erleichtert und unbeschwert. Das OP-Team hat tolle Arbeit geleistet und hatte so gute Laune.
Im Kreisssaal sah ich dann meinen Mann mit dem Baby kuscheln. Dieser Anblick war so rührend und werde ich niemals vergessen! Dann durfte ich ihn wieder haben.
Auf Station verschlechterte sich mein Zustand. Mein Mann bemerkte, dass ich in einer riesigen Blutlache lag. Wir riefen eine Pflegerin und die brach in Panik aus, weil sie in all den Jahren sowas noch nie erlebte hatte. Alle reagierten schnell und die Blutung konnte verringert werden. Trotzdem schwächte mich dieser Blutverlust sehr und ich habe lange gebraucht un mich davon zu erholen und es wird wohl noch eine Weile dauern.
Die Blutuntersuchungen am nächsten Morgen bestätigten, dass es das Richtige war so schnell mit einem Kaiserschnitt zu reagieren. Stunden später hätte es noch viel schlechter ausgehen können. Die Thrombozyten in meinem Blut hätten nicht gereicht um die grosse Wunde zu stillen, die die Plazenta hinterlässt, wenn sie sich ablöst. Die hat man bei einer natürlichen Geburt aber auch bei einem Kaiserschnitt.
Ich bin momentan so glücklich. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten…
Vanessa